Schreibstupser: Text-Remix

Schreibübungen fetzen! Sie helfen dabei, die Scheu vor dem weißen Blatt zu überwinden, den Schreibmuskel zu trainieren, mit Leichtigkeit in den Flow zu kommen, die eigene Stimme zu finden und zu festigen und sowohl die handwerkliche als auch die spielerische Seite des Schreibens zu erkunden und so die eigenen Möglichkeitsräume zu vergrößern.

Im Schreibmonat von und mit Ricarda Kiel und Kathrin Bach habe ich im März verschiedene Schreibübungen kennen und lieben gelernt. Der spielerische und zwanglose Zugang zum eigenen Schreiben war genau mein Ding. Herausgekommen sind dabei nicht nur Texte (u. a. die letzten Blogbeiträge) und literarische Projektideen, sondern auch Ideen für Schreibimpulse.

Zukünftig wird es hier auf dem Blog daher Schreibstupser geben. Kleine, einfache Übungen und Impulse, die dabei unterstützen sollen, freud- und lustvoll mit Sprache zu hantieren, die eigene Schreibstimme zu begreifen (auch im wörtlichen Sinne) und mit Neugier und Leichtigkeit Neues zu erschaffen. Kurzum: die Schreibstupser sollen Öl ins Kreativfeuer gießen.

Ehe die Schreibstupser ihren Weg hier auf den Blog finden, werde ich sie jeweils vorher schon in einer leicht gekürzten Fassung teilen. Wo? In den Trüffelbriefen – meinem Newsletter, der auch ein Ergebnis des Schreibmonats ist. Die Anmeldung ist über die Startseite möglich (einfach nach unten scrollen und eintragen).  

Heute wird also DJ-mäßig gemixt! Der Text-Remix ist eine Cut-up-Technik, die ihren Ursprung im Dadaismus der 1920er Jahre hat. Ein alter Hase, der aber auch 100 Jahre später noch – bzw. wieder – en vogue ist. Das Prinzip ist denkbar einfach: aus bereits bestehenden Texten entstehen durch Schneiden und Umordnen neue Texte.

Dafür lässt sich praktisch jegliche Art von Textmaterial verwenden – vom Werbeprospekt über die Tageszeitung bis hin zum Buch (aber wer zerschneidet wirklich gern freiwillig Bücher?). Die Arbeit mit Songtexten hat dabei einen besonderen Charme, wie ich finde, weil (zumindest in meinem Kopf) bei der Durchführung auch munter die Melodien durcheinanderwirbeln. Die Vorstellung, dass es sich beim Ergebnis um einen neuen Songtext handelt, hilft außerdem dabei, (sprach-)rhythmisch zu denken.

Und so geht’s:

Benötigtes Material:

Mind. 2 Songtexte – ausgedruckt oder per Hand notiert
Schere
Platz, z. B. auf dem Tisch oder dem Boden
Mind. 1 leeres Blatt
Optional: Klebestift

Ablauf:

Zunächst die einzelnen Texte Zeile für Zeile zerschneiden. Sich wiederholende Zeilen (z. B. im Refrain) können dabei aussortiert oder behalten werden.

Anschließend können die Textschnipsel neu angeordnet werden. Thematisch ist dabei alles möglich: der Zufall kann sein Zepter schwingen, es kann aber natürlich auch ein selbstgewähltes Thema im Fokus stehen.

Die einzelnen Zeilen lassen sich im Prozess wild und frei miteinander kombinieren – mit oder ohne Reimform, fortlaufend oder mit einzelnen Strophen und vielleicht sogar Refrain etc. Alles ist erlaubt, im Vordergrund steht das freudvolle Experiment.

Ist der Remix fertig, kann er aufgeklebt, abgetippt oder per Hand nochmal in Schriftform gegossen werden, ehe er mit anderen geteilt wird oder in der persönlichen Kreativ-Schatzkiste landet.

Bonuslevel:

Je mehr Texte verwendet werden, desto komplexer wird die Übung. Desto mehr Möglichkeiten zum Kombinieren ergeben sich aber natürlich auch. Das kann besonders reizvoll sein, insbesondere, wenn man mit Reimen arbeiten möchte.

Ich habe bisher Texten verwendet, die alle in der gleichen Sprache verfasst worden sind. Interessant wäre aber sicher auch eine Kombination verschiedener Sprachen.

Das Remixen kompletter Zeilen ist gerade am Anfang einfacher. Natürlich ist es aber auch möglich, einzelne Zeilen noch weiter zu zerlegen – in zwei Teile oder gar in einzelne Wörter – und dann mit den kleineren Fragmenten zu arbeiten. Auch das bedeutet wieder: mehr Komplexität, aber auch mehr Möglichkeiten. Feel free!

Zum Schluss noch ein kleiner Auszug aus meinem Schreibmonats-Remix, für den ich insgesamt acht Lieder verwendet habe (das war in der Tat beim Schreiben ein SEHR wilder Mix in meinem Kopf, die Melodien sind noch Tage später verwoben durch meinen Geist geflattert):

Wake up from your sleep
Take a deep breath and let it all out
Always take a big bite
It’s such a gorgeous sight
Watch it go by

Even if it ain’t all it seems
I got a pocketful of dreams
You can never get enough
Of this stuff
And I say it’s alright
No matter what we do tonight

No need to get up from your chair
Put our lights up in the air
Leave a shadow in the early morning sun
No place in the world that can compare
Everybody say yeah
Let’s run and run and run and run

Fröhliches Remixen wünsche ich!

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Lunedì lirico: Kathrin Bach. Gips

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